Manuel Baum von RB Leipzig im Interview

Youth League. Fortbildung. Schweizer Uhrwerk. | Manuel Baum im Interview

Unser Sportlicher Leiter der Akademie vor dem Youth League-Auftakt im Gespräch

Start der UEFA Youth League! 

Bevor unsere U19-Nachwuchsbullen an diesem Dienstag (Anstoß: 14.30 Uhr) auf die Young Boys Bern treffen, haben wir mit Manuel Baum (Sportlicher Leiter Akademie) über die Bedeutung des Wettbewerbes, Erfahrungswerte und unsere Gruppengegner gesprochen. 
 

U19-Junioren | Tickets UEFA Youth League

Manuel, du bist seit dem 01. Juli Sportlicher Leiter der RBL-Fußball-Akademie. Wie verlief dein Start bei RB Leipzig?

  • "Was mich sofort überwältigt hat, ist die Willkommenskultur der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Alle Beschäftigten sind sehr lernwillig, offen für neue Themen und haben viel Energie, etwas im Klub zu bewegen. Insgesamt herrscht eine große Bereitschaft, die Akademie ein Stück weit zu verändern."

 

Seit 2013/14 wird die UEFA Youth League ausgetragen. Spieler aus unserem aktuellen Profi-Kader wie Xavi oder Amadou Haidara haben bereits in diesem Wettbewerb glänzen können. Welche Bedeutung hat die Youth League für die Ausbildung von Talenten?

  • "Für mich geht es bei der Youth League vor allem um Weiter- und Fortbildung. Ausbildung hat für mich immer etwas Finales, etwas Abgeschlossenes. Deshalb gefällt mir dieses Wort nicht so. 

    Die Youth League ist für junge Spieler ein toller Wettbewerb und hat einen entscheidenden Unterschied zur A-Junioren-Bundesliga: Die Bundesliga ist dreigeteilt. Damit kann es passieren, dass der beste Innenverteidiger in unserer Staffel spielt und der beste Stürmer wiederum ´zum Beispiel in der Süd-Staffel aufläuft. 

    So treffen die beiden gar nicht aufeinander. In der Youth League messen sich die Jungs aber in einem ganz hohen Wettkampf mit den Besten dieser Altersklasse."

 

Ist das internationale Parkett daher die perfekte Gelegenheit, um den nächsten Schritt in Richtung Profis zu gehen?

  • "Ich glaube, dass die Spanne zwischen der A-Jugend und den Profis deutlich größer ist als zwischen den Mannschaften der Youth League und den Profis. Erfahrungswerte sind immer besonders wichtig, um sich zu entwickeln.

    Je mehr Erfahrungen wir sammeln dürfen, desto besser können wir mit Situationen umgehen und umso mehr können wir lernen. Dazu gehören auch Fehler, die man machen darf oder teilweise auch machen muss. Denn daraus lernt man am meisten. Und die Herausforderung in der Youth League ist deutlich größer als in der A-Junioren-Bundesliga. Sprich, die Erfahrungswerte gestalten sich nochmal umfangreicher."
     

Unser Chefcoach Marco Rose gewann 2017 mit Salzburg die UEFA Youth League. Welchen Einfluss hat dieser internationale Wettbewerb auch für die Weiterentwicklung von Trainern?

  • "Erstens hat man hat als Trainer in der Youth League eine Herausforderung, die man in der Regel sonst nicht hat. Zum Beispiel hat man am Samstag ein Spiel gegen den HSV und am Dienstag ist schon wieder die nächste Partie. Das heißt also, dass man bereits ein Gefühl für eine Englische Woche bekommt. 

    Zweitens ist in der Youth League manchmal der U19-Kader des Gegners nicht ganz klar, weil manche Teams auch noch eine U21 haben. So kommen dann teilweise Mischformen heraus. Das macht die Analyse nicht ganz so einfach, weil man nicht weiß, was der Gegner genau vor hat und wie er spielt. Neben den Reisestrapazen ist insgesamt einfach das Spielniveau und -tempo anders. Da kann man als Trainer sehr viel lernen."
     

Das ist die UEFA Youth League

Mit Manchester City, Roter Stern Belgrad und den Young Boys Bern haben wir spannende Gegner zugelost bekommen. Wie hast du denn die Auslosung verfolgt?

  • "Ich saß in meinem Büro und habe mehrere Medien verfolgt. Einfach, um zu schauen, welche Lose auf uns zukommen. Und dann googelt man und schaut sofort nach, was denn bei unseren Gegnern so los ist. Und dann kommt zunächst der Gedanke an die jeweilige Fußballnation.

    Mit Vereinen aus der Schweiz, Serbien und aus England haben wir Teams aus drei Nationen erwischt, die richtig gut kicken können und eine gute Ausbildung genossen haben. Und im Anschluss geht man sukzessive immer mehr in die Tiefe."

 

Stichwort „gute Gegner“: Was erwartet denn unser Team in der Gruppe G?

  • "Wenn ich mir den Schweizer-Fußball anschaue, sind das in der Regel sehr gut ausgebildete Kicker mit viel Spielfreude und Spielwitz. Manchester City ist als Champions-League-Sieger vom letzten Jahr einer der Top-Klubs, was die Aufgabe unfassbar spannend macht. Und in dieser Kultur, die Belgrad mitbringt, hat man eher noch das Straßenfußballer-Gen dabei. 

    Also haben wir das komplette Spektrum in unserer Gruppe. Ausgebildete Spieler, die wie ein Schweizer Uhrwerk ticken. Dazu richtige Zocker aus Serbien. Und ganzheitliche Spieler aus England, die überragende Athletik und Technik mitbringen. Also müssen wir uns von Spiel zu Spiel auf den Gegner anpassen. Der Gegner auf uns aber genauso."

 

In der Vorsaison sind wir mit der U19 Gruppendritter geworden, haben u.a. gegen Real Madrid ein Unentschieden geholt. Was ist in diesem Jahr drin für uns?

  • "Ich kämpfe im Nachwuchs immer damit, dass wir die Leistung nur über das Ergebnis beschreiben. Ich finde, dass das Ergebnis ein Teil der Leistung sein muss. Aber trotzdem gibt es darüber hinaus mit Sicherheit noch Kriterien, auf die man zurückgreifen kann, wenn es um die Entwicklung der Spieler geht. Immer, wenn ich in einen Wettbewerb reingehe, will ich den Wettbewerb gewinnen. 

    Das ist sowieso klar und so ist auch die Ausgangshaltung. Aber ich empfehle, nicht immer nur zu schauen, was am Schluss rauskommt. Man sollte sich immer nur mit dem reinen Spiel und den Aktionen darin beschäftigen. Und selbst in den Aktionen sollten wir gar nicht überlegen, ob diese gut oder schlecht waren. Denn das wird auch für den Profibereich hilfreich sein, wenn ich sofort schlechte Aktionen abschütteln kann. Wir sollten einfach lernen, von Aktion zu Aktion zu denken."

 

Du wirst in den UEFA Youth League-Spielen bei unserer U19 auch auf der Trainerbank Platz nehmen. Wie kam es dazu?

  • "Unsere U19 ist eine extrem wichtige Schnittstelle zum Profibereich, die Youth League ein anspruchsvoller Wettbewerb – einfach die ganz große Bühne. Daher freue ich mich, dass ich unseren Trainer Sebastian Heidinger und sein Team auf internationaler Ebene mit meiner Erfahrung unterstützen darf. 

    Sie haben unsere volle Rückendeckung und es ist das Ziel von uns allen, das wir gemeinsam Erfolge feiern. Ich habe immer betont, dass ich meinen Job nicht ausschließlich im Büro sehe, sondern dass ich auch mal am Platz stehen und mich aktiv einbringen werde."
     

Abschließend nochmal ein Blick auf das große Ganze. Was bedeutet denn die Teilnahme an der UEFA Youth League für die Entwicklung eines Klubs und insbesondere auch für die Nachwuchsabteilung bzw. die Akademie eines Vereins?

  • "Es ist enorm wertvoll, über internationale Spiele viele Erfahrungen zu sammeln. Ich habe das als U-Nationaltrainer miterleben dürfen. Natürlich spielt man in diesem Wettbewerb gegen Nationen. Aber jedes Land hat eine unterschiedliche Kultur, Fußball zu spielen. Und wenn du die ganze Zeit nur in deiner eigenen Kultur unterwegs bist, dann fehlen dir ein paar Spektren

    Etwa vom Schweizer Uhrwerk bis zur Athletik und Technik aus England. Mit denen kannst du dich dann messen und schließlich davon lernen. Und je früher ein junger Spieler lernen kann, desto früher kann er das Erlernte im Profibereich wieder anwenden. Er hat es schon mal erlebt und erfühlt, was hilfreich ist."
     

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