Marco Rose im Interview vor dem Bundesliga-Start.

Marco Rose: "Wir sollten einfach Leipzig like sein"

Unser Chefcoach über Vorfreude, Saisonziele und die Leipziger Art des Seins | Komplettes Interview im Video

Wir sind Leipzig!

Die Roten Bullen gehen in ihre achte Saison im Oberhaus. Wir haben vor dem Kick-off bei Bayer 04 Leverkusen (Samstag, 19. August | 15.30 Uhr) mit unserem Trainer Marco Rose gesprochen.

Das gesamte Interview gibt’s im Video.

Marco, die Bundesliga startet wieder. Wie groß ist deine Vorfreude auf die neue Saison?

  • "Sehr groß! Wir hatten schon ein tolles Supercup-Erlebnis und haben insgesamt eine harte Vorbereitung hinter uns. Und deshalb freut sich jeder im Verein – unsere Jungs, unser Staff, unsere Fans, – dass es nun auch endlich wieder in der Bundesliga losgeht."

     

In der Vorbereitung gab es einen großen Umbruch im Kader. War das in der Form etwas Außergewöhnliches für dich?

  • "Nein, das eigentlich nicht. Der große Umbruch in der Form war jetzt auch so nicht geplant. Aber wir nehmen es immer, wie es kommt. Unsere sportliche Führung um Max Eberl, Rouven Schröder und Felix Krüger und unser Scouting-Team haben hervorragende Arbeit geleistet und wir haben richtig gute Jungs dazu geholt.

    Es macht mir extrem viel Spaß, mit diesem Kader zu arbeiten. Man fokussiert sich sowieso auf die Spieler, die einem auf dem Platz zur Verfügung stehen. Es war erstaunlich, wie schnell wir uns gefunden haben als Gruppe und wie schnell wir auch im Trainingslager so eine gute Energie erzeugen konnten.

    Deshalb guckt man gar nicht so sehr zurück, sondern freut sich auf das, was kommt – und die Jungs machen schon Laune!"
     

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Ab welchem Punkt bist du als Trainer in die Transfers eingebunden?

  • "Es gibt dabei wenig hierarchisches Denken. Jeder hat mal eine Idee und bringt sich ein. Dann setzt man sich zusammen und bespricht die Positionsprofile. Wir arbeiten ab dem ersten Moment Hand in Hand und irgendwann kommt man zu dem Punkt, wo man sagt: „Okay, jetzt kommen wir zusammen oder auch nicht.“ 

    Nicht jeder Transfer geht auf, was ganz normal ist. Wir haben in meinen Augen sehr gute Verpflichtungen getätigt, obwohl man natürlich nicht jeden Abgang eins zu eins ersetzen kann."

     

Worauf legst du Wert, wenn du einen neuen Spieler persönlich kennenlernst?

  • "Ich bin unvoreingenommen und sehr offen und bin dann natürlich vor allem daran interessiert, wie der Junge tickt, wie er als Mensch funktioniert. Wenn man sich trifft, wissen wir meistens schon, dass er in unser sportliches Profil passt. 

    Dann geht es darum, ob er auch charakterlich zu uns und in unser Team passt. Es ist dann einfach ein Sich-Gegenseitig-Abchecken, ob es gemeinsam funktionieren kann. Und wenn es dann funktioniert, dann holen wir den Jungen dazu."

     

Wie definierst du die Ziele für die neue Saison?

  • "Wir werden immer größtmögliche Ziele verfolgen, sollten uns aber nicht treiben lassen. Wir wollen Fußballspiele gewinnen, und zwar jedes einzelne – so wie zuletzt in München. Das ist ein großer Anspruch und wird nicht immer gelingen. 

    Wenn es uns häufig gelingt, dann werden wir auch in der Tabelle große Schritte machen. Dann werden wir im Pokal weit kommen. Dann werden wir in der Champions League eine Runde weiterkommen. Und das Wichtigste ist, dass wir insgesamt bei uns bleiben. Das ist für mich das Hauptziel."

     

Das bedeutet?

  • "Wir wollen für eine bestimmte Art und Weise Fußball spielen; uns sollen ein paar Dinge auszeichnen. Und danach haben wir im Sommer auch verpflichtet und das hat sich ganz gut angelassen. Mir ist wichtig, dass wir dranbleiben, dass wir hungrig bleiben, dass wir nachsetzen, dass wir nicht lockerlassen. 

    Und das erste Spiel jetzt in Leverkusen wird schon ein richtiges Brett. Das wird eine große Herausforderung für uns. Und dort müssen wir wieder auf den Punkt da sein."
     
Zwei Pokale in den letzten Monaten: Marco Rose holte mit RBL den DFB-Pokal und den Supercup.

Kannst du dich als Spieler noch an ein bestimmtes Spiel von dir in Leverkusen erinnern?

  • (lacht) "Ich weiß, dass ich einmal eine Rote Karte bekommen habe, nachdem Nikolce Noveski, der normalerweise ein total zuverlässiger Innenverteidiger bei Mainz 05 war, einen ziemlichen Fehler gemacht hat. Ich musste dann noch retten, hatte jedoch nicht den Maximalspeed, den man gebraucht hätte. 

    Es war in der Situation die richtige Entscheidung, da wir am Ende ein 1:1-Unentschieden geholt haben."

     

Wir haben in den letzten Monaten mit dir zwei Pokale gewonnen. Wie konservierst du für dich selbst diese Erfolge?

  • "Man will ja immer versuchen, dass diese Erlebnisse nicht so schnell verschwimmen, aber der Fußball ist schnelllebig. Dennoch ist entscheidend: Das kann uns keiner mehr nehmen. Punkt. Und das muss man sich dann auch immer wieder vor Augen halten. 

    RB Leipzig hat jetzt in der jungen Vereinsgeschichte zweimal den DFB-Pokal und den Supercup gewonnen. Das nimmt uns wie gesagt keiner mehr.

    Aber das Rad dreht sich weiter und das ist auch gut so! Wenn wir es weiter gut machen, dann dürfen wir wieder solche Momente genießen. Das ist auch das, was den Reiz ausmacht: daran zu arbeiten, mehr zu wollen, Gas zu geben, dran zu bleiben, um einfach diese kurzen Momente immer wieder erleben zu können. Das ist schon cool und macht Spaß."
     
Marco Rose bei der Pokal-Party von RB Leipzig auf der Festwiese.

Unsere Fans haben dein Outfit bei der Pokalfeier gefeiert. Was macht eigentlich dein Pokalsiegerhut?

  • "Da gibt es eine kleine Geschichte dahinter. Medina Desic aus unserer Frauenmannschaft hatte auf der Party diesen Hut, ich mein Basecap. Dann haben wir irgendwann einfach getauscht. Und er hat mir so gut gefallen, dass ich ihn nicht mehr hergegeben habe. 

    Am nächsten Tag hat die Mannschaft dann den Hut getragen, was schon ein kleiner Hit war. Meinen Hut gibt es natürlich noch und den gebe ich auch nicht her."

     

Wir wollen mit einem bestimmten Fußball überzeugen. Worauf können sich unsere Fans in der neuen Spielzeit freuen? Was sind Dinge, für die wir einstehen und auf die wir richtig Bock haben?

  • "Wir sollten einfach Leipzig like sein! Leipzig ist eine coole Stadt, eine weltoffene Stadt, eine junge Stadt. Megalebenswert. Und ich finde, das sollten wir als Verein versuchen, auch rüberzubringen. Auch über uns selber lachen können und uns nicht zu ernst nehmen.

    Lasst die Leute reden, lasst uns bei uns bleiben. Mir gefällt unser Weg, ich finde den Weg cool und wir sollten versuchen, diesen weiterzugehen. Was hier über die Jahre entstanden ist und was drumherum gewachsen ist, was auch an Fankultur dazugekommen ist, ist einfach toll.

    Und wenn wir es schaffen, daran weiter zu arbeiten, Leute für uns zu gewinnen, dann können wir unseren Weg auch insgesamt als Klub so weitergehen."
     

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