Timo Werner im Interview

Unser Rekordtorjäger spricht über seine langwierige Verletzung, seine neue Rolle im Team und schaut auf das Duell gegen ManCity

Timo, du hattest dir Anfang November gegen Donezk das Syndesmoseband im linken Sprunggelenk gerissen, bist dadurch lange ausgefallen und nun seit Jahresbeginn zurück. Wie fühlst du dich nach der Verletzung? 

  • "Gut – auch wenn ich aufgrund der Verletzung immer wieder mit anderen Dingen zu kämpfen hatte. Der Fuß an sich war und ist okay, aber zum Beispiel hat meine Achillesferse so geschmerzt, dass ich beim vielen Laufen Schmerzen hatte, vor allem auch beim Sprinten. Das hat sich nun aber seit eineinhalb Wochen gelegt und ich fühle mich jetzt richtig fit."

     

Du hast trotz der Nachwirkungen der Verletzung viel auf dem Platz gestanden. Hat das geholfen? 

  • "Ja, auf jeden Fall! Die vielen Spiele mit hoher Intensität und vielen Läufen waren gut und wichtig, um wieder komplett fit zu werden." 

     

Als Stürmer wirst du an Toren gemessen. Fasst es dich noch an, wenn es mal ein paar Spiele in Folge nicht mit einem Treffer klappt? 

  • "Natürlich braucht jeder Stürmer oder Offensivspieler Tore und Assists. Aber ich bin nun auch schon ein paar Jahre Profi und weiß, dass ich mich nicht verrückt machen muss, wenn es mal nicht klappt. 

    Mit dem Fußball, den wir bei RB Leipzig spielen, bekommt man immer seine Torchancen. Und je ruhiger man wird und bleibt, umso besser nutzt man letztlich seine Möglichkeiten. Deshalb bin und bleibe ich da mittlerweile sehr entspannt, lasse es auf mich zukommen, als es zu erzwingen."
     

Trotz der Verletzung hast du eine gute Quote in dieser Saison: wettbewerbsübergreifend zwölf Tore und fünf Vorlagen bei 25 Einsätzen. Wie zufrieden bist du mit der Ausbeute und setzt du dir selbst Tormarken? 

  • "Nein, Marken setze ich mir nicht. Vor der WM lief es bei mir sehr gut – die Verletzung hat mich dann einfach rausgebracht. Auch im Nachhinein, weil ich schon ein paar Spiele gebraucht habe, um wieder richtig reinzukommen. Es war meine erste große Verletzung und am Ende schon auch ein bisschen nervig. 

    Nach Toren auf Schalke und Hoffenheim in den ersten Spielen des Jahres, musste ich mir eingestehen, dass es dann doch nicht so easy von der Hand geht. Ich habe gemerkt, dass es unangenehm ist, wenn der Fuß noch nicht so ganz funktioniert und die Gegner einen plötzlich einholen. Jetzt bin ich froh, dass es in eine gute Richtung geht und ich beschwerdefrei bin." 

     

Das hat man gegen Frankfurt sofort gespürt durch deine offensiven wie defensiven Läufe und vor allem durch dein Tor und deine Vorlage. Kam bei dir auch der Gedanke auf an die ersten Bundesligajahre, als es bei dir überragend lief mit Yussuf Poulsen und Emil Forsberg an deiner Seite? 

  • "Wir trainieren jeden Tag zusammen und ich kenne die Jungs als Typen und wie sie spielen. Deshalb kam da kein Gedanke an die „alten Zeiten“ auf. Ich finde es einfach cool, dass nach meiner Rückkehr hier immer noch viele gleiche Gesichter im Team sind, die ich kenne und wo ich weiß, wie sie spielen. 

    Und da läuft das Zusammenspiel  einfach gut. Und es ist schon stark zu sehen, dass die Jungs immer noch auf dem Level spielen, obwohl sie drei, vier, fünf Jahre älter sind als ich."

     

Stichwort Rückkehr. Du bist seit einem knappen halben Jahr zurück in Leipzig. Wie fällt dein erstes Fazit aus? 

  • "Insgesamt gut. Nach meiner Zeit bei Chelsea wurden mit der Rückkehr nach Leipzig schon viele Hoffnungen auf mich gelegt und ich werde noch etwas kritischer beäugt als zuvor. Aber damit war zu rechnen und damit muss ich klarkommen. 

    Die Vorfreude war von allen Seiten groß, daran muss ich mich auch messen lassen. Ich fühle mich in der Stadt und in der Mannschaft super-wohl. Die Jungs haben mich wieder klasse aufgenommen. Man sieht und spürt einfach, dass wir eine super Truppe sind, sehr homogen und leistungsstark und das macht einfach Spaß."
     

Ist deine Rolle im Team nach zwei Jahren in der englischen Premier League nun eine andere? 

  • "Ja. Man wird dadurch zwangsläufig mehr zum Führungsspieler, auch was das Alter betrifft. Ich werde am Montag 27 Jahre alt und kann nicht mehr nur auf den jungen Vogel machen – auch wenn ich es manchmal schon noch tue (lacht). 

    Ich gehöre nicht mehr zu den Jungspunden, aber auch noch nicht zu den ganz Alten, sondern genau mittendrin. Und deshalb fängt es nun nach und nach an, dass ich Führungsspieler werde, auch auf dem Platz vorangehe. Hier muss ich weiter lernen und reinwachsen."

     

Du hast deinen Geburtstag angedeutet. Hast du besondere Wünsche? 

  • "Ein Sieg gegen Dortmund wäre stark. Und natürlich vor allem, dass jeder von uns gesund und verletzungsfrei bleibt. Das ist das Wichtigste. Durch meine Verletzung habe ich nun schon gemerkt, wie schlimm diese Phase ist."
     

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Nach Manchester begleiten uns 3.000 Anhänger. Die Heimspiele sind regelmäßig ausverkauft und auf den Tribünen sind jede Menge Kids in Timo-Werner-Trikots. Wie nimmst du diese Euphorie wahr? 

  • "Es ist einfach schön, das zu spüren und zu sehen. Unsere Fanbase war schon immer gut. Gerade daheim ist der neue Fanblock mit den Stehplätzen noch wuchtiger, mit den zusätzlichen Plätzen noch lauter und massiver. Unsere Fans fiebern mit viel Leidenschaft mit. Und wir versuchen, ihnen so viel wie möglich zum Jubeln zu geben, dass das so bleibt."

     

Du stehst bei 107 Toren, hast nach deiner Rückkehr als erster Spieler von RB Leipzig die 100-Tore-Marke geknackt. Was bedeutet dir das? 

  • "Das bedeutet mir schon viel, auch wenn ich mir weiterhin wie erwähnt keine Tormarken setze. Natürlich will ich so viele Tore wie möglich schießen. Wenn es die 120 werden, dann nehme ich die. Wenn es die 150 werden, dann natürlich auch die. 

    Drin sind diese Marken auf jeden Fall. Ich glaube, dass ich gerade vor der Verletzung und nun auch jetzt langsam wieder zeige, dass ich nach einer schwierigen Chelsea-Zeit wieder der Alte sein kann. Deswegen freue ich mich von Tor zu Tor und vor allem darüber, dass das hier im Verein und von den Fans so gewürdigt wird."

     

Zum Schluss ein kurzer Blick auf das Rückspiel bei Manchester City, quasi deine „Rückkehr“ nach England. 

  • "Die Zeit in England war super. Ich habe viel gelernt, viele tolle Spiele gehabt. Und mit Chelsea hatte ich immer gute Spiele bei und gegen Manchester City – habe gegen City ja u. a. auch die Champions League gewonnen. Meine Statistik ist gegen City in der Champions League ist also gar nicht so schlecht (lacht). 

    Wir fahren mit breiter Brust nach England, versuchen unser Bestes. Wir haben im Hinspiel in der zweiten Halbzeit gezeigt, dass wir es können und können mutig hinfahren. Wenn wir das zweimal abrufen, kann es ein gutes Spiel werden."
     

Saisondaten Timo Werner: 

Gesamt: 

Spiele: 25 

Spielminuten: 1.744 

Tore: 12 

Vorlagen: 5  

 

Bundesliga: 

Spiele: 16 

Spielminuten: 1.156 

Tore: 6 (1 Doppelpack) 

Vorlagen: 3 

 

UEFA Champions League: 

Spiele: 7 

Spielminuten: 442 

Tore: 2 

Vorlagen: 1 

 

DFB-Pokal: 

Spiele: 2 

Spielminuten: 146 

Tore: 4 (1 Dreierpack) 

Vorlagen: 1 

 

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